Das Morrigan's in der Mitte des Städtchens Forks, an der Ecke North Forks Avenue und Calawah Way, war schon seit langem eine Traditionsbar für die Einwohner und genauso lange war sie Familienbesitz der Morrigans.
Der jetzige Besitzer, Mr. George Morrigan, hatte den Laden von seinem Vater geerbt und sein Leben lang versucht ihn zu halten. Das erwies sich als immer schwerer, denn obwohl alles teurer zu werden schien, seinen Umsatz konnte das Morrigan's nicht steigern, soviele Einwohner gab es hier einfach nicht. So kam es, dass Mr. Morrigan die paar Arbeitskräfte die er sich leistete immer schlechter bezahlen musste. Nach und nach hatten Kellner, Köche und Putzleute den Dienst quittiert und Mr. Morrigan hatte schon angefangen zu glauben er müsse seinen Laden schließen.
Doch dann war Christian aufgetaucht und hatte sich bereit erklärt sogar für einen echten Hungerlohn zu arbeiten. Er schien nichtmal verstanden zu haben wie mies die Bezahlung eigentlich war. Und auch sonst hatte der Fremde ein paar Eigenheiten die Mr. Morrigan verwirrten. Seine Art zu sprechen war manchmal, wenn Christian nicht darauf achtete, eigenartig. Er konnte weder lesen noch schreiben, darum merkte er sich die Bestellungen die er aufnahm einfach, aber wenn es ums Abrechnen ging war er im Kopfrechnen schneller als mancher Kellner mit Taschenrechner. Dafür hatte Chris nur verständnislos geguckt als Mr. Morrigan ihn mit Formeln, Gleichungen und ähnlichem konfrontiert hatte. Es schien dem alten Mann unverständlich, auch wenn man die Amnesie des jungen Mannes bedachte.
Das war noch so eine seltsame Sache, niemand in Forks hatte Chris je zuvor gesehen, Mr. Morrigan hatte sich erkundigt. Er war auch der Polizei unbekannt, aber das wertete der Barbetreiber als gutes Zeichen. Aber es schien auch niemand nach Chris zu suchen, und das war doch seltsam? Er musste doch Familie oder Freunde haben?
Wie auch immer, der Junge arbeitete verdammt gut und ihm schien keine Anstrengung zu groß. Jeder der zehn Stunden im Hochbetrieb gearbeitet hatte, oder allein sämtliche Fußböden gründlich gewischt hatte, war danach völlig erschöpft. Chris hingegen nicht, er sah aus als würde er überhaupt keine Anstrengung spüren. Und das alles nur für ein paar lausige Kröten und ein Dach über dem Kopf.
Phokas hatte den Vormittag damit zugebracht den Laden sauber zu machen. Die Tätigkeit selbst war ihm zuwider, aber während er den Innenraum wischte, konnte er den Fernseher über dem Tresen beobachten. Die Magie die die Bilder und Laute in den kleinen Kasten brachte verstand er nicht, aber ihm war viel wichtiger, dass er darin sehen konnte was in dieser Welt geschah. Solang sein kleines Experiment, das Überleben in der fremden Welt, lief war das für ihn sehr hilfreich.
Nun war er fertig, hatte sich rasch umgezogen und lehnte draußen auf der Straße am Türrahmen um sich eine Zigarette zu gönnen bevor seine nächste Schicht losging.
Das ist der beste Tabak den ich kenne.
Eins musste man den Menschen lassen, sie verstanden es zu leben. Kein Vergleich zur Dämonenwelt. Zufrieden ließ Phokas noch einmal den Blick schweifen über die Straße und die Häuser, dann nahm er einen letzten Zug, schnipste den Stummel weg und betrat das Morrigan's
Ab jetzt ist dein Name Christian, denk daran!
Phokas rückte sein Namensschild zurecht, dann ging Christian Grey zum Tresen und beugte sich halb darüber um in die Küche zu rufen.
"Mr. Morrigan? Es ist..." ein kurzer, kritischer Blick auf das tickende Ding an der Wand "...gleich fünf. Wir öffnen." informierte er seinen, wie er ihn in Gedanken nannte, Lehnsherrn.